Praktikum in Verona, Italien, 2019

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Pizza, Pasta und die Stadt der Liebe

Das sind vermutlich die ersten drei Dinge, wenn man an Italien und an die kleine Stadt Verona denkt; Dort wo die berühmte Geschichte des Romeo und Julia ihren Ursprung findet. Auch dieses Jahr haben wir, vier Schüler aus den Mechatronik-Klassen, die Möglichkeit eines Praktikums in der Provinz von Verona geboten bekommen.

Zwei Wochen lang wurden wir in verschiedenen Betrieben eingesetzt und haben Hand in Hand mit den italienischen Monteuren zusammengearbeitet. Wie wir uns verständigt haben, was uns als Arbeit erwartet und welche Erlebnisse wir sonst noch so gemacht haben, erfahrt ihr hier:

Der 27.10.2019 ist der Tag der Anreise. Vor uns warten zwei spannende Wochen in dem kleinem Ort San Bonifacio in der Provinz Verona. Wir alle stellen uns auf ein gutes Ankommen und einen entspannten Start in das Praktikum ein, doch keiner von uns rechnet damit, dass Ole und ich am Bahnhof von Verona erst einmal in den falschen Zug steigen. Wir nehmen es mit Humor und nachdem wir uns in Vicenza verständlich machen, wie wir denn nach San Bonifacio kommen, kommen auch wir beide dann irgendwann, zwei Stunden später als geplant, am Hotel an.

Glücklicherweise bleibt es dann auch nur bei diesem einen, kleinen Stolperstein, so dass wir von da an alle gut in das Praktikum starten. Wir lernen die italienischen Lehrer und einige der Schüler beim Essen kennen und werden am darauffolgenden Tag den einzelnen Betrieben bekanntgemacht. Jeder von uns Vieren ist in einem individuellen Betrieb untergebracht, übt unterschiedlichste Arbeiten aus und sammelt daher seine eigenen Erfahrungen:


Alex:

"Mein Betrieb heißt "Logiudice Forni" und ist auf Industrieöfen und -Mixer für Bäckereien, Pizzerien, etc. spezialisiert. Die zwei Wochen verbringe ich in der mechanischen Ofenabteilung und arbeite dort hauptsächlich mit deren Auslandsmonteur, da er der einzige englischsprachige in der Firma ist. Wir bauen verschiedene Arten von Öfen in unterschiedlichen Größen, hauptsächlich mechanische Arbeiten, auf. Dabei erklärt er mir deren Funktion, so gut es möglich ist."

Ole:

"Während der Zeit in Italien bin ich in der Firma "Filter Project" eingesetzt. Diese stellt Luft- und Wasserfilteranlagen für industrielle Anwendungen her. Nach einem, aufgrund von sprachlichen Verständnisproblemen, nicht ganz leichten Start, bin ich dort von Tag zu Tag mehr in die Montage von Wasserfiltersystemen eingesetzt, was bedeutet, dass ich viel bohre, Gewinde schneide und schraube. Besonders interessant finde ich, dass einem Azubi anfangs eher wenig zugetraut wird, da die italienischen Azubis überwiegend in der Berufsschule sind und somit wenig praktische Erfahrung mitbringen. Allerdings werden mir persönlich schnell neue, anspruchsvollere Aufgaben anvertraut, als man merkt, dass ich bereits praktische Fähigkeiten aus Deutschland mitbringe. Am besten gefallen, tut mir dann jedoch nicht die Zeit im Betrieb selbst sondern das Wochenende, als ich zusammen mit meinen deutschen Begleitern sowohl Verona als auch Venedig besichtige. Das macht die Reise kulturell sehr erlebnisreich. Darüber hinaus bin ich sehr froh, dass ich die Reise nicht allein antrete, sondern eben drei nette Begleiter habe, mit denen ich meine Erlebnisse teile und einige witzige Abende verbringe."

Friede:

"Ich verbringe mein Praktikum in einem relativ kleinen Familienbetrieb, welcher Aufzüge herstellt, wartet und repariert. Da ich jeden Tag mit meinem Kollegen bei unterschiedlichen Kunden in Verona bin, habe ich die Möglichkeit, die Stadt auch aus verschiedensten Blickwinkeln kennenzulernen. So bin ich unteranderem bei der Reparatur des Aufzugs im Dom, welcher im Jahr 2005 für den Besuch von Papst Johannes Paul II. gebaut wurde, und den Aufzug im medizinischen Labor von Verona, welcher dem Transport von Leichen dient, dabei. Ein recht starker Kontrast, der ganz gut zeigt, wie vielfältig meine Erlebnisse während des Aufenthaltes sind. Darüber hinaus gehen wir mittags immer sehr lecker Essen und ich kann sowohl einige Unterschiede als auch viele Gemeinsamkeiten zu unserem Berufsalltag in Deutschland erkennen."

Mona:

"Auch ich bin in einem Betrieb, die sich auf die Herstellung von Industriebacköfen konzentrieren, untergebracht. Nur trägt mein Betrieb den Namen "Real Forni" und ich bin anders als Alex hauptsächlich in der Elektronikabteilung eingeteilt. Ich muss in diesem Praktikum eine besondere Erfahrung machen. Die Rollenverteilung von Mann und Frau in Italien ist nämlich noch sehr stark ausgeprägt. Es ist daher sehr unüblich bzw. fast gar nicht der Fall eine Frau im Beruf des Mechatronikers zu sehen, so dass ich leider auch nur sehr einfache Aufgaben wie die Vorbereitung von Leitungen oder den Zusammenbau kleiner Stecker und Schalter erhalte. Es kostet mich lange Überzeugungsarbeit, bis ich dort zum ersten Mal unter der Obhut der Techniker den Akkuschrauber benutzen darf oder ihnen weismachen kann, dass ich kräftig genug bin, große Bleche für den Rahmen des Schaltschrankes zu tragen und zusammen zu setzen, ohne mich dabei zu verletzten. Am Ende jedoch verstehe ich mich mit den italienischen Elektronikern dann doch sehr gut und darf in den letzten Tagen sogar noch helfen den Schaltschrank in Betrieb zu nehmen, weshalb ich denke, die Italiener überzeugt zu haben, dass auch Frauen den Beruf des Mechatronikers ausüben können."

Genauso wie die vier Mechatroniker im letzten Jahr, haben auch wir, wie Ole im seinem Bericht bereits erwähnt hat, die Möglichkeit am Wochenende sowohl nach Verona, die Stadt der Liebe, als auch Venedig zu fahren. Beide Städte sind auf ihre Art besonders, wunderschön und auf jeden Fall sehenswert, egal, ob die vielen, kleinen Gassen, der Rio Grande in Venedig oder die mittelalterliche Stadt Verona mit dem spürbaren "Flaire" von Romeo und Julia, der ritterlichen Burg und der Arena, die einem "Minicolosseum" ähnelt.

Allerdings sind beide Städte vom Tourismus überrannt, so dass wir die Zugfahrt nach Venedig zu viert auf einem Quadratmeter, halb umarmend verbringen. Auch die berühmten Plätze und Orte der Sehenswürdigkeiten sind von Menschen überfüllt, weshalb man bei Angst vor Menschenmassen dann doch lieber in dem kleinem Ort San Bonifacio bleiben sollte.

Bild: Schülerin und Schüler vor der Basilica di San Marco in Venedig

Mona Oldenburg mit zwei deutschen Austauschschülern in Venedig vor der Basilica di San Marco

Rückblickend haben wir vier eine Menge erlebt und einiges aus Italien mitgenommen. Besonders überrascht waren wir, dass die Kommunikation mit vielen Arbeitern in den Firmen zu mindestens am Anfang schwierig gewesen ist. Besonders die ersten Tage waren abenteuerlich, da man sich noch nicht so gut kannte und wir Sorge gehabt haben, dass sich teilweise die Kommunikation aufgrund wenig vorhandener Englischkenntnisse bei den italienischen Technikern schwierig gestalte, allerdings haben wir es alle schlussendlich gut gemeistert, jeder auf seine eigene Weise. Friede kann praktischerweise italienisch sprechen, Ole und Alex haben sich mit "Itenglisch" und einer individuellen Zeichensprache mit den jeweiligen Technikern durchgeschlagen und ich konnte auf meine Spanischkenntnisse aus der Schule zurückgreifen.

Ansonsten haben wir Einblicke in die italienische Kultur und Lebensweise erhalten, aber vor allem den Beruf des Mechatronikers bzw. unsere Ausbildung ganz anders kennengelernt. Der Job des Mechatronikers ist eben, nicht, so wie wir bis zu diesem Austauschprogramm gedacht haben, in jedem Land gleich. Schon innerhalb Europas variieren Tätigkeiten und mitzubringenden Qualifikationen eines Mechatronikers. Wir deutschen Azubis sind durch den vermehrten Einsatz in den Betrieben praktisch deutlich geschickter, jedoch würde es uns nicht schaden, bei den italienischen Azubis noch einige Theorie- und Mathestunden zu nehmen. Denn schulisch sind sie uns einfach einen Schritt voraus.

Am Ende unseres Aufenthaltes sind wir trotz lauter spannender Erlebnisse aber auch wieder froh, nach Deutschland in unsere gewohnten Heimatbetriebe zurückzukehren und uns der alltäglichen Arbeit zu widmen.

Den Azubis für das nächste Jahr wünschen wir jedoch noch genauso viel Spaß und eine spannende Zeit in Italien.

Ein Bericht von Mona Oldenburg, Friedemann Peters, Alexander Theil und Ole Hellberg

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